Herlinghausener verteidigen den von ihnen vorgelegten Radwegplan. Route entlang der Bicke ist nach Meinung des Ortsbeirates umsetzbar. Erste Pläne wurden bereits im Jahr 2001 vorgelegt
Der Herlinghausener Ortsbeirat möchte den in der Diskussion stehenden Radweg von Herlinghausen nach Dalheim verwirklicht sehen. „Das muss nicht im nächsten Jahr sein, es muss nur verwirklicht werden“, sagt Jürgen Koch, Vorsitzender des SSV Herlinghausen und Mitglied im Ortsbeirat. Klar gestellt wird, dass die Gemeinde Herlinghausen zu keinem Zeitpunkt eine Zeitvorgabe für 2019 gefordert oder beantragt habe. Bei einem Ortstermin stellen einige Mitglieder die vom Ort favorisierte Strecke entlang des Bachlaufs vor.
Dabei kann etwa zur Hälfte ein bestehender asphaltierter Wirtschaftsweg genutzt werden, der dann in einen Grasweg übergeht, zudem seien etwa 800 Meter am Bachlauf der Bicke entlang zu führen. „Alles im wunderschönen Rautental, flach und mit einem herrlichen Blick auf die Magerrasenflächen“, erklärt Michael Sauerland.
Seit 2001 versuche man, das Projekt umzusetzen, die Gründe des Scheitern sind vielfältig. Im Jahr 2001 waren die Fördergelder bereits genehmigt, dann aber weigerten sich Grundstückseigentümer, ihre Flächen abzugeben. Im Jahr 2006 wurde ein erneuter Vorstoß unternommen, wieder weigerten sich Grundstückseigentümer, die alternative Wegstrecke über einen Wirtschaftsweg wurde verworfen, weil wegen der zu großen Steigung von mehr als sechs Prozent keine Fördermittel zu bekommen waren. Dass jetzt die seinerzeit verworfene Alternativstrecke am Hof Grote vorbei erneut von der Verwaltung vorgelegt wird, erstaunt den Ortsbeirat.
Die aktuelle Diskussion im Rat zu dem Thema und einige veröffentliche Aussagen möchte die Ortsgemeinschaft kommentieren. „Die dort zum Teil verfälschende, unrichtige und herabsetzende Darstellung der Gemeinde und ihrer Gemeindevertreter können und wollen wir so nicht in der Öffentlichkeit stehen lassen“, betont Rainer Herwig, Mitglied im Ortsbeirat und Ortsheimatpfleger. Dabei wollen die Herlinghausener die Diskussion versachlichen, um das Projekt nicht zu gefährden. Nachdrücklich verweisen die Herlinghausener in einem offenen Brief auf die Vorgeschichte und die Anträge, welche die Gemeinde schon früher eingereicht hat. Diese Hinweise hätten auch in der Beschlussvorlage der Verwaltung zur Ratssitzung gefehlt. Wahr sei, dass die Gemeinde Herlinghausen mit ihrer Haushaltsanmeldung von Ende Oktober 2018 mit Hinweis auf die bislang gescheiterten Anträge erneut die Schaffung eines Radweges zwischen Dalheim und Herlinghausen beantragt habe. Dieser Antrag sei in der Aufstellung der Stadt zum Haushaltsjahr 2019 wortwörtlich aufgeführt und mit der Bemerkung versehen, die Grundstücksproblematik zu klären, um weiter handeln zu können.“ Dieses Schriftstück liege der Gemeinde seit Ende April 2019 vor. „Das hieß für uns, abwarten, bis eben diese Verhandlungen mit den Eigentümern erfolgt sind“, erklärt Herwig. In dieser Hinsicht habe es anscheinend keine Verhandlungen gegeben. In einer Bürgersprechstunde im Mai 2019 habe Bürgermeister Stickeln den Ortsvertretern die Vorgehensweise nahegelegt, die jetzt so hart kritisiert werde. Die erneute Vorlage des Antrags, untermauert mit einer Unterschriftensammlung, sei auf dieser Basis entstanden. In seiner Sitzung vom September in Herlinghausen habe dann der Rat den Antrag als sachlich begründet, aber zu teuer zurückgestellt hat. Es seien bis zur nächsten Sitzung Alternativen zur Wegstrecke und den Kosten zu prüfen. „Wahr ist, dass die Gemeindevertretung erst kurz vorher Kenntnis von der Beschlussvorlage zu ihrem Antrag erhalten hat und entsetzt über die Höhe der veranschlagten Kosten war. Die im Raum stehenden Kosten von 350.000 Euro überzeugen die Herlinghausener nicht. „Wahr ist, das es günstigere Berechnungsbeispiele gibt, deren Zahlen der Gemeinde ebenfalls vorliegen und noch vor der Ratssitzung in einem internen Gespräch der Stadt vorgelegt wurden. Diese ist aber den Einwänden der Herlinghäuser nicht gefolgt, sondern hat an ihrem bisherigen Kostenrahmen für einen Weg durch das Rautental fest gehalten“, heißt es in dem offenen Brief. Ralf Hundertmark kalkuliert mit deutlich geringeren Kosten von unter 300.000 Euro, wobei der Eigenanteil der Stadt bei einer Förderung ohnehin nur etwa 90.000 Euro betragen werde. „Die Förderung von Radwegen sei derzeit doch politisch gewollt, auch unter touristischen Gesichtspunkten“, so Hundertmark.
Die von der Stadtverwaltung vor der letzten Ratssitzung angeregte kostengünstigere Alternativstrecke sei nicht umsetzbar. „Sie durchquert einen Milchgroßbetrieb, der inzwischen beiderseits erhebliche Flächen zur Ver- und Entsorgung benötigt und täglich nutzt und dort immer wieder sehr starke Verschmutzungen verursacht“, so Herwig.
Auch für den Betrieb selbst wäre das mehr als unvorteilhaft, wenn man dort immer wieder mit plötzlich auftretenden Radlern rechnen müsste, die durch das Betriebsgelände fahren. Man bedenke nur die Unfallgefahren die dort lauern, so Rainer Herwig. Für die Herlinghäuser gerade zu verhöhnend sei jedoch die Tatsache, dass eben diese Wegführung noch im Jahr 2006 durch die Stadt Warburg mit der Begründung, die Steigungsprofile erfüllten aufgrund der Topographie nicht die Förderungskriterien des kommunalen Wegebaues, verworfen und nun plötzlich als durchführbar eingestuft werde.
Bericht: Neue Westfälische vom 02.12.2019 (Hermann Ludwig)