Claudia Bretthauer: Weltweiter Einsatz für Straßentiere

Weltweiter Einsatz für Straßentiere
Claudia Bretthauer kastriert im Ausland Hunde und Katzen – 15 ehrenamtliche Trips

Bericht von Daniel Lüns
Westfalenblatt vom 05.05.2018

Puderzuckerstrände, türkisblaues Meer, endlose Palmenbuchten: Die Karibikinsel Grenada bietet alles für einen Bilderbuch-Urlaub.
Doch fernab der Idylle fristen Straßentiere ein trauriges Dasein.
Die Warburgerin Claudia Bretthauer hat sich der Hunde und Katzen angenommen.

Zum 15. Mal ist die Reiterin und Tierärztin nun ins Ausland gereist, um Streuner ehrenamtlich zu kastrieren.
»2009 wurde ich in der Zeitung auf den Verein zur Hilfe und Förderung des kreolischen Hundes aufmerksam«, erinnert sich die Herlinghäuserin.
Der Verein aus dem bayerischen Eichendorf suchte Material für einen Kastrationseinsatz in der Dominikanischen Republik.
Bretthauer war beeindruckt – und saß kurzfristig selbst im Flieger.

Seitdem war sie unter anderem auch in Spanien und Italien unterwegs.
Zu einem Einsatz in Rumänien nahm sie im Wohnmobil sogar ihre Familie mit.
Bei der aktuellen Reise in die Karibik wurde Bretthauer von ihrem Sohn und zwei Freundinnen begleitet.
Doch anstatt sich zu sonnen, zu schnorcheln oder zu segeln, standen die drei Reisenden von morgens bis abends im OP.

»Das Ziel ist, die Insel von nicht kastrierten Tieren zu befreien. Dann können sie sich nicht mehr unkontrolliert vermehren.
Das Ziel kann in ein paar Jahren auch erreicht werden«, erklärt die Herlinghäuserin.
Die Straßentiere seien oftmals in keiner guten Verfassung und litten unter diversen Krankheiten und Parasiten.
»Zudem sind sie auch eine Gefahr für die Menschen. Sie konkurrieren mit ihnen teilweise um Futter.«

Da helfe nur die Kastration. In der Medizinischen Hochschule der Hauptstadt St. George´s bekam Bretthauer einen Raum zugewiesen,
in dem die Tiere behandelt wurden. »Jeden Tag bekam ich auch zwei bis drei Studenten.
Die habe ich dann eingewiesen und unterrichtet.« Bretthauers Sohn und ihre Freundinnen halfen bei den Eingriffen, indem sie etwa bei der Narkose zur Hand gingen oder Besteck desinfizierten.

Gearbeitet wurde im Akkord. Während Tierfänger immer neue Straßenhunde und -Katzen herbeischafften, war nach jeweils 20 Minuten ein weiteres Tier kastriert.
»Bei optimalen Bedingungen ging der Eingriff auch schneller«, sagt Claudia Bretthauer.
Binnen fünfeinhalb Tagen kastrierten die Helfer auf diese Weise 105 Hunde, 95 Hündinnen und 22 Katzen.

Zum Schluss doch noch ein paar Tage Urlaub?
Fehlanzeige. Zu Hause angekommen ging es für die Warburgerin in ihren Tierarztpraxen gleich wieder an die Arbeit.
»Man nimmt sich Urlaub, zahlt die Flüge und das Essen teilweise auch.
Zudem hat man währenddessen den Praxisausfall. Ja, man muss schon ei€˜ne Macke haben, wenn man das macht«, sagt die Herlinghäuserin und lacht.

»So wie andere gerne Fahrrad fahren, stehe ich gerne bei solchen Einsätzen im OP«, erklärt sie ihre Motivation.
»Ich arbeitete noch daran, in Namibia zu arbeiten. Dafür müsste man aber vor Ort eine Prüfung ablegen, da die dortigen Behörden unser Examen nicht anerkennen.«

Der nächste Einsatz führe sie daher im Oktober erst einmal wieder in die Dominikanische Republik.
Tierärzte aus der Region, die sich ihr anschließen möchten, seien herzlich willkommen.
Interessierte melden sich in Bretthauers Tierarztpraxis unter Telefon 05676/921302.