Evangelische Christen setzen Zeichen der Hoffnung
Kreissynode: Kirchenparlament für die Kreise Höxter und Paderborn tagt in Herlinghausen.
Wichtige Themen sind neben der Flüchtlingspolitik und der Kita-Finanzierung auch die eigene Darstellung
nach außen
Kreis Höxter/Herlinghausen (nw).
Einsatz für den Schutz von Flüchtlingen, das Verabschieden der aktualisierten Kirchenkreis-Konzeption und ein
neues Logo für den Evangelischen Kirchenkreis Paderborn sind die wichtigsten Ergebnisse der Kreissynode.
Mit 80 anwesenden von 112 stimmberechtigten Synodalen und sieben beratenden Mitgliedern tagte das
Beratungs- und Beschlussgremium am 9. Juni in der Herlingihalle in Herlinghausen. Die Kreissynode vertritt
rund 80.000 Protestanten, die in 17 Kirchengemeinden in den Kreisen Höxter und Paderborn sowie in
Lügde (Kreis Lippe) leben.
Auftakt der Kreissynode war die Feier eines Gottesdienstes in der um 1250 erbauten evangelischen Kirche Herlinghausen.
FÃR DEN KLIMASCHUTZ
In diesem Jahr sollen im Kirchenkreis insgesamt 96 Apfelbäume gepflanzt werden, zur Erinnerung an das
Reformationsjubiläum 2017 und als Beitrag zum Klimaschutz. Martin Luther werde der Satz zugeschrieben
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, so
Wolfgang Dzieran, Vorsitzender des Ausschusses für Mission, Ãkumene und Weltverantwortung (MÃWe).
Bei der Pflanzaktion stünden 95 Apfelbäume für Luthers Thesen und einer für das Paradies.
Außerdem würden 96 Apfelbäume benötigt, um die errechneten 720 Kilogramm CO2 auszugleichen,
die eine Synode durch An- und Abreise erzeuge, erläuterte Dzieran. Kooperationspartner ist die Biologische
Station Kreis Paderborn/Senne, die Streuobstwiesen mit alten Apfelsorten pflegt.
Die 17 Gemeinden des Kirchenkreises sind nun aufgerufen, im Herbst Apfelbäume zu pflanzen.
Weitere sind für Streuobstwiesen vorgesehen. Start der Aktion war in Herlinghausen mit zwei Apfelbäumen
für das Christliche Freizeitzentrum Kirchberghof.
NEUES LOGO
Im Reformationsjahr erneuert der Kirchenkreis sein bisheriges Logo: Detlef Jakobsmeyer von der
Agentur RLS jakobsmeyer (Paderborn) stellte zwei Entwürfe vor.
Die Synodalen entschieden sich mehrheitlich für das Logo in grün und violett mit einem schwungvollen
offenen Kreis und integrierter Kreuzform.
Aufruf zur Ãffnung
„Bei uns im Kirchenkreis erlebe ich eine dankenswerte, beglückende und ermutigende Vielfalt“, sagte
Superintendent Volker Neuhoff in seinem Bericht. Dies bezog sich sowohl auf seine anderthalbjährige
Amtszeit als auch auf das bisherige Reformationsgedenken unter dem Motto „Einfach frei“ der Evangelischen Kirche
von Westfalen. Neuhoff rief dazu auf, den Blick frei zu machen für mehr Offenheit nach außen, vermehrte
Vernetzung in die Region und Innovationsfreude.
Zum Beispiel indem neben der traditionellen Liturgie vermehrt moderne Gottesdienstformen angeboten werden.
„Sind wir wanderndes oder stationäres Gottesvolk? Wollen wir anderen begegnen? Diese Fragen treiben mich um“,
so der Superintendent.
Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Religionen und Konfessionen im Glaubensgarten auf der Landesgartenschau
in Bad Lippspringe sei „bemerkenswert“. „Unsere Gesellschaft braucht solche Zeichen“, so Neuhoff.
Gegenseitige Impulse gebe es durch viele ökumenische Begegnungen im Kirchenkreis.
Mehr VERANTWORTUNG
Zum Thema Diakonie und gesellschaftliche Verantwortung stellte der Superintendent fest:
„Wir als Kirche müssen Anwältin sein auch für Schwache und Ausgegrenzte und nicht nur den Mittelstand vertreten.
“ Das Kirchenasyl bei drohender Abschiebung bezeichnete Neuhoff als manchmal notwendig, um inne zu halten
und noch mal neu nachzudenken. Präses Annette Kurschus von der Evangelischen Kirche von Westfalen sei er
dankbar für ihre deutliche Abgrenzung gegenüber der AfD.
MEHR UNTERSTÃTZUNG
Mehr finanzielle Unterstützung vom Land Nordrhein-Westfalen für gesamtgesellschaftliche Aufgaben mahnte
Superintendent Neuhoff an.
„Das KiBiz (Kinderbildungsgesetz) ist nicht in der Lage, uns auskömmlich mit finanziellen Mitteln zu unterstützen“,
nannte er ein Beispiel. Langfristig drohe in den Tageseinrichtungen für Kinder ein Fachkräftemangel.
Im Kirchenkreis Paderborn gibt es 16 evangelische Kindertageseinrichtungen mit insgesamt rund 1.000 Kindern.
FLÃCHTLINGSPOLITIK
In der Flüchtlingspolitik sprach sich die Synode des Kirchenkreises Paderborn für die uneingeschränkte Geltung des Flüchtlingsschutzes, für das Grundrecht auf Asyl als Individualrecht, gegen Abschiebungen in unsichere Länder
wie Afghanistan, für den Familiennachzug auch für Menschen, die nicht als Flüchtlinge gelten, aber in ihrer Heimat
an Leib und Leben bedroht sind und für die Teilhabe und Integration von Flüchtlingen vom ersten Tag an aus.
Die Synode schloss sich damit Positionen der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) an.
KONZEPTION BESCHLOSSEN
Nach ausführlicher Beratung beschlossen die Synodalen die überarbeitete Fassung der Konzeption für den Evangelischen Kirchenkreis Paderborn, deren erste Fassung aus dem Jahr 2008 stammt. Neuhoff dankte allen Beteiligten am Ãberarbeitungsprozess und betonte „Wir sind nun beauftragt, diese Konzeption umzusetzen und fortzuschreiben.
“ Die neue Konzeption beschreibt den Auftrag, die Rahmenbedingungen und die Handlungsfelder des Kirchenkreises
unter dem biblischen Leitwort „Als lebendige Steine lasst Euch aufbauen zu einem geistlichen Haus“, (1. Petr. 2,5).
Schwerpunkte des Kirchenkreises sind weiterhin Diakonie sowie Kinder und Jugendliche.
PERSONALIEN
Nachdem auf der letzten Synode eine neue Finanzsatzung beschlossen worden war, wurde nun der
kreiskirchliche Finanzausschuss neu mit Mitgliedern besetzt. Neuer Synodalbeauftragter für den
Bereich „Christen und Juden“ ist Pfarrer Dr. Björn Corzilius (Höxter); zur Synodalbeauftragten für Diakonie
sowie für Kindertageseinrichtungen wurde Pfarrerin Elke Hansmann (Paderborn) gewählt.
Neues Mitglied im Synodalen Jugendausschuss ist Ann-Sophie Antemann (Nieheim), neues Mitglied im
Nominierungsausschuss ist Pfarrer Karl-Edzard Buse-Weber (Borchen).
Außerdem wurde eine neue Satzung für den „Verbund für Kindertageseinrichtungen“ beschlossen.
Dies war notwendig, weil die Geschäftsführung auf den Kirchenkreisverband der Evangelischen Kirchenkreise
Gütersloh, Halle und Paderborn übertragen wurde.
Quelle:
Neue Westfälische
Ausgabe – Warburg, Dienstag 13. Juni 2017