Masters an der Donau
Claudia Bretthauer startet beim internationalen Drei-Sterne-Distanzritt im größten Pferdesportzentrum Europas
Von Günter Sarrazin (Bericht des Westfalen-Blatt vom 21.09.2015)
Herlinghausen(WB). »Selbst in Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, hatten die Pferde Vorfahrt. Die Straßen wurden abgesperrt, damit die Reiter ungehindert passieren konnten.« Mit diesen Worten blickt Claudia Bretthauer auf ihren ersten Start beim CEI***-Masters im größten Pferdesportzentrum Europas im Vorjahr zurück. An diesem Wochenende ist die Herlinghausenerin wieder bei dem Drei-Sterne-Wettbewerb in Samorin dabei.
Als eine von drei Reiterinnen aus Deutschland nimmt die Tierärztin und erfahrene Sportlerin an diesem Samstag und Sonntag an dem mit 105 000 Euro Preisgeld dotierten internationalen Rennen teil. Mit ihrem Erfolgspferd Altana`s Samara stellt sie sich bei ihrem Saisonhöhepunkt einer besonderen Herausforderung, denn an beiden Tagen führt der Ritt jeweils über 100 Kilometer. Es geht an der Donau entlang und durch die Kleinen Karpaten. Claudia Bretthauer, die sich über die Deutsche Meisterschaft im Vorjahr qualifiziert hat, möchte beide Male mit gesundem Pferd durchkommen. Ihr Ziel ist es außerdem, die Strecke mit mindestens 14 Kilometern pro Stunde zu absolvieren. »So besteht die Möglichkeit, sich in zwei Jahren für die Europameisterschaft oder die Weltmeisterschaft zu qualifizieren«, berichtet die 46-Jährige, die seit 28 Jahren im Distanzreiten aktiv ist. Bei ihren Ãberlegungen setzt sie darauf, dass das Drei-Sterne-Masters als Qualifikationsritt anerkannt werden könnte.
Die Herlinghausenerin ist bereits dreimal bei Drei-Sterne-Distanzritten durchgekommen. Als Vierte, Fünfte und Sechste hat sie sich dabei jeweils platziert. Vor vier Jahren wurde sie vom Deutschen Olympiade-Komitee für Reiterei in den B-Kader Distanzreiten berufen und erhielt später den Dress mit dem Bundesadler auf der roten Reitjacke. In Samorin, wo am vergangenen Wochenende die Europameisterschaften im Distanzreiten stattgefunden haben, ist sie nicht für ein Kaderteam im Einsatz. Zusammen mit Daniela Kübbeler aus Hildesheim und Maike Grell (Berlin) vertritt sie in der Slowakei am Dreiländereck mit Ãsterreich und Ungarn aber doch die deutschen Farben.
Start und Ziel ist die im vergangenen Jahr eröffnete Hippo Arena Samorin. Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT beschreibt Claudia Bretthauer den größten Allzweck-Sportpark Europas: »Er ist sehr idyllisch direkt an der Donau gelegen. Es gibt eine Allwettergalopprennbahn, drei Rasen- und zwei Sandplätze, zwei Mehrzweckhallen, zwei Hotels und auch einen Aquapark.« Die Bedingungen für Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Distanzreiten, Voltigieren und Fahren seien ideal, sagt sie und ergänzt: »Es gibt 600 feste Pferdeboxen.« Auch Fußball, Eishockey und verschiedene Wassersportarten können in dem riesigen, 70 Kilometer östlich von Wien gelegenen, Sportzentrum betrieben werden.
Beim ersten Drei-Sterne-Distanzreiten in Samorin war Claudia Bretthauer im August des vergangenen Jahres dabei. »Es war super organisiert. Wenn Pferde ausscheiden mussten, wurden sie von der Strecke abgeholt. Eine Ambulanz ist hinter dem letzten Reiter und Pferd hergefahren«, berichtet sie.
Zu ihrem zweiten Start an der Donau ist sie am Mittwoch mit ihrem Team aufgebrochen. Nachdem Altana`s Samara verladen worden war, ging es um 17 Uhr los. Vierzehn Stunden Fahrt hatte Bretthauer eingeplant, nach 12 Stunden waren sie und ihr erfahrener Tross, wie sie die Mannschaft nennt, bereits am Ziel. Die Herlinghausenerin Marika Sauerland, die vor neun Jahren mit dem Distanzreiten angefangen hat, Christina Böker (mehrfache Deutsche Meisterin im Distanzfahren aus Stammen), Pascal Lepa aus Bad Grund im Harz als Schmied und ihr Mann Carsten Kleinhans sind in der Hippo Arena als wichtige Helfer dabei.
Dort werden bei den Distanzritten auch die jeweiligen Pausen eingelegt. Der Vorteil: Die Reiter müssen nicht das ganze Equipment mitnehmen. Claudia Bretthauer und ihre 14-jährige Vollblutaraberstute Altana`s Samara sind gut vorbereitet. Diese Form wollen sie bestätigen. Eine Platzierung wäre ein schöner Erfolg.
Foto: W.v. Raedern