Strafanzeige gegen Landschaftsstation
Vorwurf der Tötung von Tieren: Forstmulcher habe Dachs- und Fuchsbauten zugeschoben
Bericht der NW vom 10.04.2014
VON CARMEN PFÃRTNER
Herlinghausen. Die Jagdgenossenschaft Herlinghausen hat Strafanzeige gegen die Landschaftsstation in Borgentreich gestellt. Der Vorwurf: Bei den Renaturierungsmaßnahmen im Naturschutzgebiet Kalkberg bei Herlinghausen seien Fuchs- und Dachsbauten zugeschoben worden, weshalb die Tiere und deren Nachwuchs ums Leben gekommen sein könnten.
„Die ganze Wolfsschlucht wurde mit schwerem Gerät durchwühlt, wobei viele Löcher der Fuchs- und Dachsbauten zugeschüttet wurden“, sagt Hans-Ewald Cramme, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Herlinghausen.
Burkhard Beinlich, Biologe bei der Landschaftsstation in Borgentreich, gibt zu, dass die Arbeiten vor Ort „nicht ganz glücklich“ vonstatten gegangen seien. Er gehe aber nicht davon aus, dass Tiere oder gar Fuchs- oder Dachs-Nachwuchs zu Schaden gekommen ist: „Die Röhren enden in riesigen unterirdischen Fuchs- und Dachsbauten. Selbst, wenn zwei oder drei Röhren mit Erde zugeschoben wurden, gibt es noch immer genügend Ein- und Ausgänge für die Tiere“.
Scheinbar sind bei den Arbeiten, bei denen ein sogenannter Forstmulcher die Reste der Abholzungen beseitigen sollte, fünf Röhren zugeschoben worden. „Drei von ihnen haben wir gefunden und wieder frei gelegt“, so Beinlich. Außerdem sei das Fahrzeug zu weit gefahren, „dem Fahrer kann man aber keine Vorwürfe machen“, sagt Beinlich. Das sei allerdings so auch nicht im Sinne der Arbeiten gewesen, gibt Beinlich zu. Auf der anderen Seite bezweifelt der Biologe, dass tatsächlich Tiere zu Tode gekommen sind. „Es kann eigentlich nichts passiert sein, weil nach unseren Informationen momentan keine Dachse in dem Bau leben.“ Seit einiger Zeit sei der Dachsbau nicht bewohnt wahrscheinlich fühlten sich die Tiere durch die Renaturierungsarbeiten gestört. „Das kann durchaus an unseren Arbeiten liegen“, so Beinlich, der aber davon ausgeht, dass die Tiere ihren Bau wieder besiedeln, sobald Ruhe eingekehrt sei.
Cramme von der Jagdgenossenschaft wiederum erläuterte gegenüber der Neuen Westfälischen, dass der untere der Bauten auf jeden Fall von Dachsen bewohnt sei. „Und dass solche Arbeiten nicht während der Jungtierzeit gemacht werden sollten, müsste ein Biologe eigentlich wissen“, formuliert er den Vorwurf.
Bereits seit dem Sommer 2013 stoßen die Maßnahmen im Naturschutzgebiet Kalkberg immer wieder auf Kritik der Jagdgenossenschaft. Das Ziel der Maßnahmen ist es, einen standortgerechten Laubwald inklusive des Unterholzes zu fördern. Das Gebiet ist ein Halbtrockenrasen, eine artenreiche Grünlandfläche, die einst durch den Menschen und sein Weidevieh entstanden ist. Die Maßnahme läuft unter dem Namen „Vielfalt auf Kalk“ und ist ein Projekt der Bezirksregierung Detmold, das von der Landschaftsstation überwacht wird.