Ehepaar Karin und Peter Kramer pflegt das Grab eines Soldaten, der am 31. März 1945 ums Leben kam
Herlinghausen (NW/pur). „Kriegsgräber sind Mahnmale für kommende Generationen“, das ist die feste Ãberzeugung von Peter Kramer aus Herlinghausen. Um diese Mahnung wach zu halten, setzt er sich mit seiner Frau Karin für die Pflege eines Gefallenengrabes auf dem Friedhof der Ortschaft ein.
Der ehemalige Dorflehrer Heinrich Weißenborn schreibt in seinem nach dem Krieg verfassten Dorfbuch über den Ort Herlinghausen: „Auf unserem Friedhof sind ein deutscher Soldat (Landesschütze) und ein russischer Kriegsgefangener beigesetzt worden, die am 31. März 1945 beim Einmarsch der Amerikaner gefallen sind.“ Die Pflege des Grabes des bei Herlinghausen ums Leben gekommenen deutschen Soldaten Christoph Petzer hat Ortsvorsteher Peter Kramer zusammen mit seiner Frau Karin übernommen und es kürzlich mit Mitteln der Stadt Warburg und der Deutschen Kriegsgräberfürsorge instandgesetzt und neu bepflanzt.
Ein Onkel des Ortsvorstehers, der in Herlinghausen aufgewachsene Heinz Käckel, erinnert sich: „Der damalige Bürgermeister Christian Plücker hatte Angehörige des Volkssturms aus unserem Ort mit Panzerfäusten bewaffnet und sie am Ortsrand in Stellung gehen lassen. Sie sollten sich in der Nähe des Chausseehauses an der heutigen B7 eingraben und die von Warburg anrückenden Amerikaner aufhalten. Bei diesem Kommando befand sich auch der Soldat Christoph Petzer, der zuvor Aufseher im Gefangenenlager Dössel war. Die Männer erkannten beim Anblick der endlosen Wagenkolonnen, die auf sie zurollten, die Aussichtlosigkeit ihres Auftrages, ließen Waffen und Kampfmittel zurück und flüchteten aus der Stellung. Die Amerikaner lenkten sofort ihr Maschinengewehrfeuer auf die Flüchtenden. Dabei kam Petzer ums Leben, die anderen konnten sich in Sicherheit bringen. Am nächsten Tag beauftragte mich Plücker, den gefallenen Soldaten aus dem Feld zu holen und ihn auf dem Friedhof beizusetzen. Mit einem Handwagen holte ich den Toten und brachte ihn zum Friedhof, hob die Grube aus, wickelte ihn in seinen Militärmantel, bedeckte sein Gesicht, sprach ein Gebet und begrub ihn. Noch heute sehe ich, was damals geschah, in meiner Erinnerung unauslöschlich und genau vor mir. Ich werde es nie vergessen“, so der Zeitzeuge.
Der russische Kriegsgefangene, der als Knecht auf dem Hof des Landwirts Hosse arbeitete, war gerade bei der Feldarbeit und geriet dabei in das Feuer der Amerikaner. Er wurde ebenfalls zunächst auf dem Herlinghäuser Friedhof begraben, einige Jahre später dann aber auf einen weiter entfernt liegenden Soldatenfriedhof umgebettet.
„Kriegsgräber im In- und Ausland stehen unter einer Art Ewigkeitsgarantie, sie werden ohne Zeitablauf erhalten und gepflegt und sind Mahnmal für heutige und zukünftige Generationen, denen auf diese Weise mitgegeben werden soll, dass Krieg menschliches Leid und eben auch oft unnötig frühen Tod bedeutet. Die Kosten für den Erhalt der Kriegsgräber trägt die Bundesrepublik Deutschland“, so Karin und Peter Kramer.
Karin und Peter Kramer am Grab des bei Herlinghausen gefallenen deutschen Soldaten, dessen letzte Ruhestätte sie pflegen.
Letzte Ruhestätte für Christoph Petzer | FOTO: PRIVAT